Das Durchbruchstal der Bode bei Thale ist durch wildromantische Felsformationen und steile Schluchtwälder, durch seltene Pflanzen und Tiere charakterisiert und durch die Kraft der wilden Bode gestaltet. Mit mehreren Wanderwegen ist diese für die deutschen Lande nördlich der Alpen einmalige Naturlandschaft gut für den sanften Tourismus erschlossen. Der gewaltige Felsenkessel ist Natur pur und ungeachtet der Nähe von pulsierendem Verkehr, geschäftigem Wirtschaftsleben und randnahem Massentourismus bislang frei geblieben von technischer Verbauung und Vernutzung durch den Menschen. Genau das macht den einmaligen Wert der Bodetallandschaft bei Thale aus.
Der unverbauten Ur-Natur des Bodetals droht jetzt ganz große Gefahr. Nur wenige Meter vom Steilabhang des Roßtrappenplateaus bzw. von der Naturschutzgebietsgrenze entfernt soll ein technisches Großbauwerk errichtet werden – eine Aussichtsplattform von mehr als 100 m Länge, die von 11 Stahlstützen mit einer Höhe von 10 bis 25 m getragen wird. Planerisch wird von jährlich 36.000 bis 48.000 Nutzern dieses Aussichtspunkts ausgegangen. Bedingt durch seine Funktion ist dieses Bauwerk nicht durch Baumkronen des Harzwaldes verdeckt, sondern es wird – wenn es realisiert wird – von allen Aussichtspunkten rings um den Felsenkessel des Bodetals das Bild der unverbauten Naturlandschaft zerstören und verdeutlichen, dass man sich hier über die Natur hinweg setzt und z. B. das schützende Bauverbot in einem Landschaftsschutzgebiet leichtfertig aufgehoben hat, um wirtschaftlichen Bestrebungen nachzugeben, die weniger Umweltbildungsziele, sondern Ziele des Massentourismus verfolgen. Um Zustimmung für den Bau der geplanten Aussichtplattform erhalten zu können, wurde diese durch den Vorhabensträger in das „Gewand“ eines Baumwipfelpfades gekleidet, der Wissen über naturnahe Waldwirtschaft und vor allem Natur-und Umweltschutz vermitteln soll. Diese Argumentation macht es nicht jedem leicht zu erkennen, dass es sich im konkreten Fall um einen „Etikettenschwindel“ handelt. Die Realisierung des Vorhabens am vorgesehenen Standort würde das Gegenteil von nachhaltigem Natur- und Umweltschutz darstellen. Es würde dem Ansehen von Sachsen-Anhalt dauerhaft schaden und dem richtig verstandenen Naturtourismus Abbruch zufügen. Wir – die Teilnehmer der Jahreshauptversammlung der Naturschutzverbände des Harzkreises - sprechen uns daher gegen dieses Vorhaben aus. Wir richten an alle Entscheidungs- und Verantwortungsträger sowie an alle Bürger unseres Kreises in dieser Angelegenheit den Appell: Lassen Sie nicht zu, dass eine für ganz Deutschland einmalige Naturlandschaft durch ein nicht notwendiges technisches Großbauwerk im hohen Maße irreversibel geschädigt wird. Lassen Sie nicht zu, dass der bestehende Landschaftsschutz entwertet oder aufgehoben und ein europäisches Arten-Schutzgebiet in seiner Funktionsfähigkeit beschädigt wird. Lassen Sie sich bei Ihren Entscheidungen vom Grundsatz der Nachhaltigkeit leiten – unsere Naturreichtümer müssen auch zukünftigen Generationen zur Verfügung stehen. Korrigieren Sie schon getroffenen Entscheidungen, die diesem Grundsatz nicht entsprechen. Wir fordern die Landesregierung auf, in keiner Form Landeswaldflächen für das Bauvorhaben zur Verfügung zu stellen bzw. dafür Landeswald zu verkaufen.
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands e. V. (BUND), KG Harz
Bund für Natur und Umwelt e. V. (BNU)
Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU), KG Harz
Gesellschaft zur Förderung des Nationalparks Harz e. V. (GFN)
F. Knolle
Foto: © Wolfgang Schilling
Datum: 27.02.2015
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