Noch heute sind die Teile dieses Systems bei der Fahrt durch den Harz allgegenwärtig. Auffällig sind die zahlreichen Teiche, denen man nicht immer ansieht, dass sie künstlich angelegt wurden. Weniger sichtbar und auffällig dagegen sind die Gräben, und völlig unsichtbar die unterirdischen Wasserleitungen. Zweck des Ganzen war die Wasserver- und entsorgung des Harzer Bergbaus. Der Harz als eines der regenreichsten Gebiete Deutschlands hatte nie ein Problem mit der Wasserversorgung. Im Gegenteil, die Bergwerke mussten ständig entwässert werden, denn das Grund- und Sickerwasser behinderte den Bau von Stollen, die mehrere hundert Meter in die Tiefe führten.
Die Entwässerung der Stollen wurde immer aufwändiger, so dass schließlich weder Menschen noch Pferde diese Arbeit bewältigen konnten. So wurden Wasserkraftwerke angelegt, die mechanische Pumpanlagen antrieben. Diese Wasserkraftwerke brauchten sowohl Vorratsbehälter als auch Zu- und Abflüsse. Daraus entstand ein weltweit in diesen Dimensionen einzigartiges System: das so genannte Oberharzer Wasserregal. Der Begriff Regal bezeichnet ein königliches Hoheitsrecht. Im eigentlichen Sinne ist damit das System der Oberharzer Wasserwirtschaft gemeint. Hauptsächlich zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert wurden insgesamt 143 Stauteiche, 500 Kilometer Gräben und 30 Kilometer unterirdische Wasserläufe angelegt. Von diesen werden heute noch 68 Stauteiche und 70 Kilometer Wassergräben genutzt. Sie prägen bis heute das Bild der Harzlandschaft. Nur vor diesem historischen Hintergrund ist die Vielzahl der Seen, Teiche und Gräben im Harz erklärbar. Heute werden diese erhalten gebliebenen Teile von den Harzer Wasserwerken betrieben und in der Regel für touristische Zwecke genutzt. Die meisten Teiche sind zum Baden und zum Angeln freigegeben.
Die Anlagen der Oberharzer Wasserwirtschaft wurden 2010 zum Bestandteil des UNESCO-Welterbes. Zu den bekanntesten Teilen der Oberharzer Wasserwirtschaft gehört der Oderteich, gleichzeitig der größte seiner Art, der bis 1892 der größte Stausee im Harz war. Weitere Beispiele für die heute noch vor allem rund um Clausthal-Zellerfeld und Buntenbock vorhandenen etwa 70 Oberharzer Teiche sind der Bärenbrucher Teich, der Untere Eschenbacher Teich, der Fortuner Teich, Oberer und Unterer Hausherzberger Teich und der Hirschlerteich, die alle einen Speicherraum von mehr als 100.000 Kubikmeter haben. An den Teichen haben sich seltene Pflanzen angesiedelt, die auch heute noch geschützt sind. Durch die isolierte Lage der Harzer Teiche hat hier der Edelkrebs die deutschlandweite Krebspest überlebt.
Beispiel für innovative Technik sind das Polsterberger Hubhaus, wo das Wasser mittels ausgeklügelter Mechanik acht Meter höher gepumpt wurde, sowie die Huttaler Widerwaage, ein ausgeklügeltes System zur Wasserstandsregulierung in zwei verschiedenen Wasserläufen. Beide Anlagen befinden sich in der Nähe von Clausthal-Zellerfeld.
Die Hinterlassenschaften des Oberharzer Wasserregals ermöglichen einen Einblick in eine international einzigartige Leistung der Harzer Bergbaugeschichte. Gleichzeitig sind sie ein sehr beliebtes Ausflugsziel und können auf heutige Weise für den Aktivurlaub im Harz genutzt werden, ob zum Baden, Angeln oder Bootfahren. Die im 19. und vor allem im 20. Jahrhundert gebauten Harz-Talsperren sind eine Weiterführung der früheren Harzer Wasserwirtschaft.
Foto: © Didi01 / pixelio.de
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